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Der Contergan-Skandal | Von Simone Bach
Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und Links) finden Sie hier:
https://apolut.net/der-contergan-skandal-von-simone-bach
Statt Kritiker der Pharmaindustrie als „Schwurbler“ abzutun, wäre man gut damit beraten, sich der schwerwiegenden Skandale in der Vergangenheit dieser Branche zu erinnern — beispielsweise Contergan.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!
Ein Standpunkt von Simone Bach.
Zwischen 1957 und 1961 wurde ein Präparat namens Contergan als Schlaf- und Beruhigungsmittel vertrieben. Verordnet wurde es auch schwangeren Frauen als Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit. Erst Ende 1961 stellte sich heraus, dass Contergan schwere Fehlbildungen bei Kindern verursachte, wenn ihre Mütter das Mittel in der Frühphase der Schwangerschaft, genauer zwischen dem 34. und 50. Tag ausgehend vom ersten Tag der letzten Periode, eingenommen hatten. Zu den häufigsten Fehlbildungen der betroffenen Kinder gehörten verkürzte Arme und Beine sowie unterentwickelte Ohrmuscheln. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) arbeitete das Thema 2016, also viele Jahrzehnte später, in Form einer Dokumentation mit dem Titel „Contergan — der geheime Deal und die betrogenen Opfer“ auf (1). Der Contergan-Wirkstoff Thalidomid wurde übrigens trotz der seinerzeit schon bekannten Risiken bis in die 70er-Jahre weiterhin vertrieben.
Ende der 1970er-Jahre war es dann der Duogynon-Skandal, der Aufsehen erregte — und viele Geschädigte hinterließ. Der Pharmariese Schering wurde seinerzeit federführend dafür verantwortlich gemacht, dass etliche Kinder mit Missbildungen geboren wurden. Unter dem Titel „Der vertuschte Skandal“, am 28. November 2016 vom Bayerischen Rundfunk (BR) veröffentlicht, schreibt der Journalist Christian Stücken: „In Großbritannien wurde das Mittel schnell verboten, in Deutschland damals nicht. Hat das Bundesgesundheitsministerium versagt? Duogynon-Hersteller war das Pharmaunternehmen Schering. Dessen Nachfolger Bayer verweist darauf, dass die Schädigungen längst verjährt sind. Die Betroffenen versuchen trotzdem erneut, in Großbritannien Recht zu bekommen. Denn dort sind die Verjährungsfristen länger“ (2).
1984 war es der Dioxin-Skandal, der für mediales Aufsehen sorgte. In den damaligen Werkshallen des Chemiekonzerns Boehringer in Hamburg-Moorfleth entstanden tonnenweise Dioxine, die in das Grundwasser, die Luft und die Böden gelangten, auch in die Milch der Kühe. Betroffen waren auch viele ArbeiterInnen des Konzerns. Bereits geringe Konzentrationen können gesundheitlich riskant sein. Zu den Langzeitwirkungen von Dioxin gehören Störungen des Immunsystems, des Nervensystems, der Atemwege, der Schilddrüse und des Verdauungstraktes.
Aber nicht nur der Contergan-, der Duogynon- und der Dioxin-Skandal gehören zu den tragischen Ereignissen rund um die Fahrlässigkeit seitens der Industrie und Behörden. Einige Leserinnen und Leser erinnern sich vielleicht noch an den sogenannten Holzschutzmittelskandal. Dabei ging es in erster Linie um Lindan, eine Substanz, die als Insektizid und als Holzschutzmittel jahrelang auf dem Markt war. Der ehemalige Staatsanwalt und Professor für Umweltrecht Erich Schöndorf hat das brisante Thema in seinem Buch „Von Menschen und Ratten. Über das Scheitern der Justiz im Holzschutzmittelskandal“ aufgearbeitet. Auch in diesem Werk sind die Verbandelungen zwischen Industrie und Behörden offenkundig. Noch ein Beispiel: „Profiteure der Angst — Das Geschäft mit der Schweinegrippe“ lautet der Titel einer Koproduktion des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und Arte, in der die „Schweinegrippe-Pandemie“ und seltsame Geschäfte im Hintergrund der „gefährlichen Seuche“ im Jahre 2009 thematisiert wurden.
Auf der Website der Tierrechtsorganisation PETA sind die „schlimmsten Lebensmittelskandale“ in Deutschland seit den 1980er-Jahren gelistet (3). Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Vorfälle, die mit der Tierwirtschaft zu tun haben. Skandale, die auf Produkte der Pharma- und Chemieindustrie zurückzuführen waren, werden dort nicht gesondert genannt, aber wer unter den Begriffen „Pharma-“ oder „Chemieskandal...
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