Pharma-Firmen: Bußen gehören zum Geschäftsmodell (SRF I ECO I 27.01.2014)

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Viele Pharma-Konzerne zahlen immer wieder hohe Summen wegen Bestechung und anderer Vergehen. Dieses Risiko gehen sie bewusst ein - das zumindest behauptet ein Experte gegenüber «ECO».

Novartis steht an der Spitze – auf dem ersten Platz, wenn es um Bußen und Vergleichszahlungen geht, welche die Schweizer Pharmafirmen in den USA in den letzten 22 Jahren aufgebrummt erhielten. 793 Mio. Dollar wurden für Bestechung und andere Gesetzesverstöße fällig.

Ein ähnliches Bild bei Serono und Actelion. Auch diese beiden Schweizer Unternehmen (Serono gehört mittlerweile zum deutschen Konzern Merck) wurden zu Millionen-Zahlungen für unsaubere Geschäftspraktiken verurteilt, wobei Actelion noch ein Verfahren weiterzieht. Weltweit ganz oben steht der britische Konzern Glaxo Smith Kline: mit Bußen in der Höhe von 6,7 Mrd. Dollar.

Roche hat vergleichsweise wenige Bußen kassiert. Abgesehen vom Vitamin-Skandal, der die Firma in den USA rund 1,3 Mrd. Dollar gekostet hat – der aber nicht die Pharma-Sparte betraf –, kommt der zweitgrösste Schweizer Pharma-Konzern seit 1991 in den USA auf Bußen von 20 Mio. Dollar.

Die Vorwürfe betreffen oft Schmiergeld-Zahlungen an Ärzte und Apotheker.
Die Bußen, die in diesem Bereich verhängt wurden, sind seit dem Jahr 2000 stark angestiegen. 2012 erreichten sie mit 6,5 Mrd. Dollar eine Rekordhöhe.

Einkalkulierte Bussen

Längst seien solche Zahlungen Teil des Geschäftsmodells der Pharma-Konzerne, sagt der US-Arzt Sidney Wolfe, der zusammen mit der von ihm mitbegründeten Verbraucherschutz-Organisation Public Citizen eine Bußen-Liste zusammengestellt hat. «Die Tatsache, dass derartige Verstöße in so vielen Unternehmen vorkommen, zeigt, dass es inzwischen alle gleich machen», so Wolfe. Und: «Sie verdienen mehr Geld mit dem Verkauf von Medikamenten, als sie für Bußen bezahlen.»

Novartis hingegen deklariert die Gelder an Ärzte und Apotheken als gewöhnliche Rabatte und schreibt gegenüber «ECO»: «Die Gewährung von Skonti und Rabatten durch Pharma-Unternehmen wird von der US-Regierung selbst als rechtmässig und angemessen angesehen.»

Nun hat Preet Bharara die Pharma-Firmen ins Visier genommen. Der New Yorker Staatsanwalt hat in den vergangenen Jahren Schweizer Banken das Fürchten gelehrt. Zuletzt traf es die Zürcher Kantonalbank. In einer Anklage wirft Bharara nun Novartis vor, der Basler Konzern würde, obwohl er schon 2010 gebüßt wurde, weiterhin Ärzte und Apotheken schmieren und mit «Kickback-Zahlungen» versorgen. Absichtserklärungen würden nicht eingehalten.

Für Sidney Wolfe ist klar: «Die Regierung muss die Strafen verschärfen. Andernfalls glauben die Unternehmen, sie kämen davon. Es würde nicht nur so weitergehen, es würde schlimmer werden.»

SRF I ECO I 27.01.2014

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