Patienten als Versuchskaninchen - mit tödlichen Folgen (ARD I Kontraste I 26.04.2018)

3 years ago
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Daclizumab (Zinbryta®) wurde vom Hersteller Biogen im August 2016 in Deutschland für alle Patienten mit schubförmiger Multiple Sklerose auf den Markt gebracht. Ganz im Gegensatz zur US-amerikanischen Zulassung, wo das Produkt mit ausdrücklichen Sicherheitswarnhinweisen versehen und die Anwendung auf Betroffene eingeschränkt war, bei denen mindestens zwei vorhergehende Therapien versagt hatten.

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte kurz vorher die europäische Zulassung für Patienten mit schubförmiger Multiple Sklerose ohne Anwendungsbeschränkungen erteilt. Nur in Deutschland führt eine europäische Zulassung zur sofortigen Verfügbarkeit des Medikamentes für die Betroffenen.

Etwa ein Jahr nach der Markteinführung verstarb eine 26-jährige Betroffene aus Deutschland, die vier Monate lang Daclizumab im Rahmen einer so genannten Anwendungsbeobachtung erhalten hatte, ein halbes Jahr nach ihrer MS-Diagnose an akutem Leberversagen.

Im März 2018 wurde dann bekannt, dass es zwischenzeitlich zu insgesamt 12 Fällen an immunvermittelten Meningitiden und Encephalitiden, also Autoimmunreaktionen, die sich gegen Hirnhäute und das Gehirn gerichtet hatten, gekommen war. Diese hatten entweder zu Todesfällen oder schwerster Behinderung geführt, weswegen das Medikament dann endlich vom Markt genommen wurde. 11 dieser 12 Patienten stammten ebenfalls aus Deutschland.

ARD I Kontraste I 26.04.2018

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