Krieg entwürdigt uns alle | Von Roberto De Lapuente

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Soldaten gehen dem Mordhandwerk nach, sind also laut einer Glosse von Kurt Tucholsky Mörder. Was dabei vergessen wird: Sie sind auch Ermordete.
Der Krieg wurde steril. Zumindest das Bild davon. Die grausamen Gefechte auf dem Schlachtfeld haben über die Jahre und Jahrzehnte nichts von ihrer Brutalität und Blutrünstigkeit eingebüßt. Doch in der Vorstellung der allermeisten Menschen, die noch nie indirekt oder direkt den Krieg miterlebt haben, kommen die scheußlichen, verstörenden und traumatisierenden Einzelheiten nicht mehr vor. In Propaganda und Popkultur wurde die zerrüttende Kriegswirklichkeit überdeckt von Heldenpathos und Bildern, die, anstatt entstellte Soldatenleichen zu zeigen, ein Erlebnisabenteuer verheißen. Selbige Kriegspropaganda wird in den nächsten Wochen und Monaten zunehmend die Lücken schließen, durch die Dissonanzen in die Köpfe der Menschen sickern könnten, welche es nun kriegstüchtig zu machen gilt. Denn zu diesem Zweck sind authentische Bilder und Vorstellungen vom Schlachtfeld nur störend, sie könnten den geforderten Kampfgeist und die Geschlossenheit der Front schmälern. Um ein erneutes Abgleiten in die Barbarei zu verhindern, braucht die Bevölkerung hierzulande wieder ein ungeschönt realistisches Bild vom Krieg, bevor der Krieg selbst wieder zur Realität wird.
Ein Kommentar von Roberto De Lapuente.
Es gibt da diese Szene aus Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan“ aus dem Jahre 1998. Eine kleine Einheit von US-Soldaten, die mit einer Sonderaufgabe betraut ist – eben den dem Film namensgebenden Soldaten zu finden –, beugt sich über einen angeschossenen Kameraden: einen jungen Mann, Sanitäter der Truppe. Bei der Erstürmung einer Anhöhe irgendwo in Nordfrankreich, auf der Soldaten der deutschen Wehrmacht eine Maschinengewehrstellung eingerichtet hatten, wurde er verwundet. Ihm wurde mehrfach in die Brust und in den Bauch geschossen. Die Männer reißen ihm das Hemd auf, man sieht mehrere Einschüsse, Sturzbäche von Blut ergießen sich – sie versuchen es abzuwischen, reden dem Verwundeten, der von Sekunde zu Sekunde bleicher wird, gut zu. Sie reißen kleine Päckchen mit Sulfonamid auf, streuen es über die Einschusslöcher...
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 27. November 2024 bei manova.news
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Bildquelle: PRESSLAB / shutterstock
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