Ein Abend mit Wolf Schneider 19.12.2012 KfJournal

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Ein Abend mit Wolf Schneider 19.12.2012 KfJournal
Wolf Schneider ist 87 und der bekannteste Sprachkritiker und Lehrmeister deutscher Sprache. 33 Jahre lang hat er Journalisten in Österreich, Deutschland und der Schweiz unterrichtet. Am Mittwoch, 5. Dezember 2012, hat er am Kuratorium für Journalistenausbildung (KfJ) zum letzten Mal gepredigt und Journalisten für alle Zeiten ermahnt: „Plagt euch, bildet euch, geniert euch eurer Sensationen und beerdigt alle hohlen Reden."

25 Jahre lang hat er seine Regeln in KfJ-Seminaren in Salzburg und Wien und an vier weiteren Journalistenschulen in Deutschland und der Schweiz gelehrt. Als Sprachpurist ging er nie Kompromisse ein: „Auf Einsicht warte ich nicht. Mit äußerster Vehemenz versuche ich Einsicht zu verbreiten."

In 28 Sachbüchern hat er seine Regeln selbst befolgt: „Gelesen zu werden, bloß weil man etwas geschrieben hat, war statistisch gesehen schon immer die Ausnahme." Die Wahrscheinlichkeit erhöhen starke Verben, schlanke Sätze -- „Sätze ohne Schwabbelfett" -- und maximal sechs Wörter zwischen zweiteiligen Verben: „Man darf kein Fernrohr brauchen, um das Verb zu erkennen."

63 Jahre Journalist
Sein Wissen schöpft Wolf Schneider aus reicher Erfahrung: Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Verlagsleiter des Stern, Chefredakteur der Welt, Gründer und 16 Jahre lang Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Er ist Honorarprofessor der Universität Salzburg und Träger des Henri-Nannen-Preises für sein Lebenswerk.

„Bildung lässt sich nicht downloaden"
Journalisten müssen gebildet sein, sagt Wolf Schneider: „Was man im Internet findet, kann jeder finden, Journalisten müssen Zusammenhänge herstellen können." Wissen erspare Blamagen und mache schneller -- ein Wettbewerbsvorteil. Vor allem auch online, denn „Onlinejournalismus ist genauso seriös, er kommt nur leider aus dem selben Gerät, aus dem so viel Schwachsinn kommt."

Schneider klingt wehmütig, wenn er über den Abschied vom Lehrerleben spricht. Trotzdem will er aufhören: „Denn jetzt bin ich es noch, der darüber entscheidet." Dass man einen Nachfolger für ihn finden werde, bezweifelt er mit gewohnter Selbstsicherheit: „Ich glaube, dass es diese Mischung aus Besessenheit und Erfahrung nicht so leicht noch einmal geben wird."

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