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1996 Ein bisschen Glück - Der deutsche Vorentscheid zum ESC in Oslo mit Jens Riewa - Sieger: Leon
Vorentscheidung Deutschland 1996 - Sendungstitel: Ein bißchen Glück Datum: 1. März 1996
Ort: Hamburg, Friedrich-Ebert-Halle Harburg
Abstimmung: Televoting
Moderation: Jens Riewa
Die Vorentscheidung war die erste seit 1992, in der Zwischenzeit hatte die ARD den deutschen Beitrag intern ausgewählt. Mit bescheidenem Erfolg.
Der MDR war des ESC-Projekts überdrüssig: Vom Bayerischen Rundfunk hatte man die Betreuung des Eurovision Song Contest geerbt, aber man wusste in Leipzig nicht so recht etwas damit anzufangen. Es waren, auch popästhetisch, zwischen 1991 und 1995 peinliche deutsche ESC-Jahre. Atlantis 2000 und Wind bei Vorentscheidungen in Berlin und Magdeburg, danach die ohne öffentliche Show nominierten Acts wie Münchner Freiheit (1993), Mekado (1994) und Stone & Stone (1995): Das waren, abgesehen von Mekado 1994 in Dublin auf dem dritten Rang, Jahre mit sehr schlechten Platzierungen. 1996 gab der MDR die Verantwortung an die ARD zurück - und es griff der NDR zu. Dessen damaliger neuer TV-Unterhaltungsschef Jürgen Meier-Beer übernahm das Projekt, ohne die genauen europäisch-eurovisionären Dimensionen schon im Blick zu haben.
Die erste Entscheidung war, wieder einen Vorentscheid auszutragen. Unter dem Titel "Ein bisschen Glück" moderierte Tagesschau-Sprecher Jens Riewa am 1. März 1996 die Show - und zwar aus einer Halle in Hamburg, die abseitiger kaum liegen könnte: Es war die Friedrich-Ebert-Halle. Sie liegt in einem Stadtteil weit weg von der Innenstadt, getrennt von ihr durch die Elbe und ein ziemlich massiges Hafenviertel. Aber: Diese Location war in den frühen sechziger Jahren berühmt in der damals hippen Beatszene, die Beatles spielten in der Halle mit der famosen Akustik einige ihrer ersten Titel ein.
Stars oder Sternchen aus dem zeitgenössischen Pop waren keine dabei, der NDR musste in der chartorientierten Popindustrie immer wieder die Erfahrung machen, dass der ESC für keinen Newcomer - geschweige denn irgendeinen Etablierten - besondere Strahlkraft hatte. Nena, Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen, Nina Hagen, Herbert Grönemeyer? Unmöglich, sie selbst als Paten oder Patinnen zu gewinnen.
Und: Die damals schon öffentlich merkliche Schlager-Renaissance der ironischen Sorte, verkörpert durch Underground- und Szenehelden wie Petra Perle oder später Guildo Horn, war noch nicht geladen. Was Künstler wie diese als schwungvolles Entertainment zelebrierten - "ehrliche Schlager", so das Motto -, war beim deutschen Vorentscheid ziemlich ernst gehalten.
Die Titel werden aus 737 Einsendungen von einer neunköpfigen Fachjury ermittelt. Der in München lebende 26-jährige Friseur Leon (bürgerlicher Name Jürgen Göbel) meistert seinen ersten Fernsehauftritt mit Bravour. Mit dem von Hanne Haller komponierten Song "Blauer Planet" ("Planet of blue") gewinnt er mit 37,9 % der eingegangenen Anrufe den Wettbewerb, vor André Stade (18,4 %) und der volkstümlichen Sängerin Angela Wiedl (11,9%). Die bekannte Gruppe Rendezvous wie auch der Sänger Ibo können keinen Erfolg verbuchen.Der Sieger wird per TED ermittelt. 140.000 Anrufe werden registriert.
Der deutsche Beitrag war nicht automatisch für das ESC-Finale qualifiziert, sondern nahm an einer internen Ausscheidungsrunde teil, in der die Jurys aller teilnehmenden Länder die 23 Finalbeiträge auswählten. Diese interne Vorauswahl war kurzfristig eingeführt worden, da weitaus mehr Länder am ESC teilnehmen wollten, als Startplätze vorgesehen waren. Außer Gastgeber Norwegen mussten sich alle Länder der internen Vorauswahl stellen.
Der deutsche Beitrag bestand die interne Auswahl nicht, und Deutschland nahm damit zum ersten Mal nicht am ESC teil. Hätte es keine interne Auswahl gegeben, wäre Deutschland allerdings ebenfalls nicht qualifiziert gewesen. Der letzte Platz 1995 hätte automatisch ein Aussetzen Deutschlands bedeutet, so dass die interne EBU-Auswahl eine „zweite Chance“ bedeutet hatte.
Die Starterliste des deutschen Vorentscheids 1996:
1. Ibo: "Der liebe Gott ist ganz begeistert"
Musik & Text: Mick Hannes, Walter Gerke
(Platz 5)
2. Anett Kölpin: "Für dich...mein Kind"
Musik: Thomas Natschinski, Text: Inge Branoner
(Platz 4)
3. Enzo: "Wo bist du?"
Musik & Text: Michael Reinecke
(Platz 10)
4. Rendezvous: "Ohne dich"
Musik & Text: Werner Petersburg
(Platz 7)
5. Nina Falk: "Immer nur du"
Musik & Text: Klaus - Peter Schweizer
(Platz 8)
6. Leon: "Planet of Blue" ( Blauer Planet)
Platz 1 /37,9 %
Musik: Hanne Haller, Text: Anna Rubach
7. Angela Wiedl & Dalila Cernatescu: "Echos"
Platz 3 /11,9 %
Musik: Ralph Siegel, Text: Bernd Meinunger
8. André Stade: "Jeanny, wach auf"
Platz 2 /18,4 %
Musik: Jean Frankfurter, Text: Irma Holder
9. Euro-Cats: "Surfen-Multimedia"
Musik & Text: Erich Offierowski
(Platz 6)
10. Jacques van Eijck: "Ja, das kann nur die Liebe sein"
Musik: Jacques van Eijck, Text: John Möring
(Platz 9)
Nur die ersten drei Plätze wurden bekannt gegeben. Die Platzierungen in Klammern sind inoffiziell.
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