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Ein Wort an einen Selbstgefälligen und sehr Schwachen ❤️ Himmelsgaben durch Jakob Lorber
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Himmelsgaben – Band 1, Kap. 60
Ein Wort an einen Selbstgefälligen und sehr Schwachen
4. November 1840
Der Herr spricht:
1. Es ist da ein sehr geschmeidiger Mensch, der da hat lieber das Grosse als das Kleine und zwar mehr des Angenehmen als der Nützlichkeit wegen – und macht viele Besuche den Höheren seiner Ehre halber, damit er dann wieder jemandem sagen kann, er sei bei dem und jenem Herrn gewesen und es habe ihn dieser oder jener Herr förmlich geschmäht, dass er ihn schon so lange nicht mehr besucht habe – und der das tut mehr des kleinlichen Ansehens als der eigentlichen inneren Freundlichkeit wegen – und sich auch sehr viel zu tun macht mit der weiblichen Welt und macht allenthalben den Hof dem reizenden Fleische der schönen Kinder Evas – der auch viel hält auf alte Freundschaft, wenn sie in angenehmen Männern besteht, obgleich er auch die ärmlichen seines guten Namens wegen nicht verachtet – dem jedoch neue, ansehentliche, besonders weibliche Bekanntschaften allezeit lieber sind als alte männliche gleichen Ranges.
2. So ist derselbe auch ein Freund der Gelehrten und hält grosse Stücke auf renommierte Künstler – aber auch wieder mehr seiner Ehre als der Ehre dieser Gelehrten und Künstler wegen, um dadurch bei den Verständigen als ein einsichtsvoller Mann zu gelten!
3. Und so rennt sich dieser arme Mensch gar oft die Füsse wund aus lauter Selbstgefälligkeit, um andern irgendeinen kleinlichen Gefallen zu erweisen, an dem noch nie jemand gar zu viel gelegen war – und ist bei aller seiner persönlichen Freundlichkeit doch stets mehr Freund sich selbst als denen, die von ihm befreundlicht werden.
4. Diesem Menschen, da er doch, bei allen diesen gewöhnlichen Menschenmängeln, ein ziemlich gutes und halbwilliges Herz besitzt und insgeheim bei sich schon ein ziemlich reines Wohlgefallen hat an Meiner nun darniedersteigenden Gnade und hat auch eine verborgene Sehnsucht nach Meinem Reiche und fängt auch mehr und mehr an das Gute und Wahre desselben um seiner selbst willen zu achten und in seinem Herzen zu schätzen (was Mich auch vermocht hat, ihn in Meiner Liebe ernstlich anzublicken und, so er will, ihm auch aus seinem Labyrinthe zu helfen) – also diesem Menschen lasse Ich sagen:
5. Dass er sein zu nichts taugendes, überschwenglich vielfältiges Visitenmachen so viel als nur immer möglich einstellen und dafür lieber anfangen soll, Mir, Seinem Vater, Visiten zu machen! Das wird ihm mehr nützen, zeitlich und ewig, als alle die tausend und abermals tausend Visiten, die er den Menschen für nichts und wieder nichts schon gemacht hat.
6. Denn aus seinen Besuchen ist weder für ihn, den vielen schon oft lästig gewordenen Visitanten, wie auch für die häufig ganz wertlosen Visitierten nie irgendein Vorteil hervorgegangen – ausser dass er vielfach hinterrücks ausgelacht wurde, indem man in seinem Angesicht ihn lobte, hinter seinem Rücken aber häufig Fratzen schnitt. – Er sah dies freilich nicht – aber Ich sehe und höre alles!
7. Jedoch damit er wissen möge, dass er noch gar sehr gewaltig dumm ist, so soll ihm auch das Urteil derjenigen Menschen, welche zu den besseren gehören, bekannt werden, als ein Lohn seiner vieljährigen Bemühungen. – Was sagen denn diese? – Nichts, als dass er ein guter Narr, aber dabei doch sehr unwissend und dumm sei und einem bekannten gutmütigen Lasttiere gleiche, das allezeit willig um das schlechteste Futter sich den Rücken vollknitteln lässt.
8. Um solchen Lohn also ist dieser Mensch so emsig und läuft und rennt von Haus zu Haus, um sich seinen Rücken voll geistig-materieller Schläge abzuholen! – O des Schwachen!
9. Ich will hier nicht berühren all die Unannehmlichkeiten, die ihm schon um solcher Narrheit willen widerfahren sind … Das Gesagte soll ihm nur zeigen, wie er bei weitem nicht zu solchen harten Unannehmlichkeiten gelangt wäre, wenn er wenigstens den guten Rat seiner sehr wenigen wahren Freunde, die auch Meine Freunde sind, befolgt und sich hingesetzt hätte zum Brunnen Jakobs, um aus demselben das Wasser des Lebens zu trinken und hätte da in stiller Ruhe Mir, seinem ewigen, heiligen besten Vater, eine wohlgeziemende Visite gemacht.
10. Aber das würde ihn ja doch melancholisch machen! – Wohlverstanden! – Aber wie ist es denn, dass er nicht melancholisch wird, wenn er atemlos von einem weiblichen Wesen zum andern rennt, um seine naturmässige Liebe dadurch zu zerstreuen oder endlich gar zu ersticken im tödlichen Schlamme solcher Tollheit?!
11. Er soll Mir antworten auf die Frage: “Warum hast du denn noch nicht geehelicht irgendeine Jungfrau?” – da du doch schon Tausenden den Hof gemacht hast und hast schon mehrere mit der Heirat vielfach angelogen und auf diese Weise auch schon, in deiner früheren Zeit, einige unmündige Mädchen verführt! – Welche entschuldigende Antwort kannst du Mir wohl geben, dass sie dich reinige vor Meinen Augen und Meine Heiligkeit dich nicht verdamme!?
12. Ich sage dir, antworte lieber nicht! Denn jede deiner Antworten würde dich verdammen! – Und sagtest du Mir: „Ich habe noch nicht die Rechte gefunden, die da wäre ohne Fehler!“ – so sage Ich: O du falscher Richter! Warum spähtest du so sorgfältig nach den Splittern in den Augen der Mädchen und mochtest nicht gewahr werden deines Balkens, ja vieler Balken in deinen Augen!? – Da du dich fürchtest, von ihnen betrogen zu werden. Warum fürchtetest du dich nicht, dass sie vielmehr von dir betrogen und unglücklich wurden!? – Darum weiche von Mir, du eigenliebiger Selbstler! Denn es sind alle Mädchen so gut wie du hervorgegangen aus Meiner Liebe! – Warum waren sie dir denn nicht recht? – Ich sage, weil sie in ihrer Schwachheit besser waren, sämtlich, als du!
13. Darum antworte nicht, sondern schweige in aller reuigen Demut, damit dich deine Antwort nicht verdamme! – Und möchtest du sagen: “Mein Einkommen war zu gering, als dass ich vermöge desselben imstande gewesen wäre, mir ein Weib zu nehmen und sie zu erhalten!” – Da würde Ich dir darauf die Antwort geben: Höre! Da du dein Einkommen bemessen hast und hast es für zu gering befunden – warum hast du denn nicht auch zugleich bemessen deine geringen Fähigkeiten und deine grossen Ansprüche – und warum nicht auch bemessen das Übermass deiner sinnlichen Begierden, da du wohl sahest mit sehnsüchtigen Augen das üppige Glück der Grossen und Reichen der Welt und mochtest gleich sein denen, die da haben, danach du begehrtest – aber so es nicht also gehen mochte, lieber kein Weib, sondern jewaige freie Unzucht haben wolltest!?
14. O siehe, es gibt noch arme und brave Mädchen in die Menge, davon du mehrere recht wohl kennst – warum ehelichtest du sie denn nicht? – Du würdest sagen: „Der beiderseitigen geringen Mittel halber nicht!“ – Ich setze aber, du wärest reich! – Ja, dann würdest du auf eine Prinzessin ebenso mitleidig und sinnlich zugleich herabschauen wie jetzt auf eine geringe Magd, die doch auch Meine Tochter ist.
15. Damit du aber erkennest, dass sich dieses gerade also verhält, so mache Ich dich auf deine geheimen Gedankenphantasien aufmerksam, in welchen du dich durch allerlei grossartige, romantische Träumereien zu den verschiedensten glänzendsten Verhältnissen des irdischen Lebens befördertest; und wenn du dann irgendeinen Gipfelpunkt erreicht hattest – wie schnapptest du dann gleich einem Sultane nach den schönsten und reizendsten Mädchen herum! Ja du verbargst oft deine erträumte Höhe und schlichst, wie ihr zu sagen pflegt, „inkognito“ zu irgendeiner Jungfrau, die dir irgendwann einen Korb so recht derb gegeben hatte, und hieltest um ihre Hand an. Da sie dir aber, in deinem Traume, die Hand abermals verweigerte, so enthülltest du vor der Spröden deine phantastische sultanische Kaiserwürde und verschmähtest die nun durch solche Enthüllung in sich gegangene und gedemütigte Schöne und hattest grosse Freude, so du sie weinen und zu dir, nun einem grossen Kaiser, die Hände ringen sahst.
16. O siehe, solche Gedanken sind ein treuer Spiegel und zeigen dem Menschen sehr genau die Richtung seiner Begierden und Tendenz seiner Liebe, die nichts als Herrschsucht zum Grunde hat, welche der Grund aller Verdammnis ist! – Darum antworte nicht, damit du dich nicht selbst fangest und verdammest in deiner törichten Entschuldigung!
17. Oder möchtest du etwa sagen: “Ich kann doch kein gemeines Frauenzimmer heiraten, da ich doch ein gebildeter Mensch und königlich-kaiserlicher Beamter bin und lauter angenehme Bekannte habe! Was würden diese letzteren dazu sagen!?” – Ich aber sage: Es gibt in der Stadt kein so gemeines Frauenzimmer, als dass sie zu gemein wäre für dich – obschon du aus Zorn auseinandergehen möchtest, so dir jemand anders als Ich diese Wahrheit zugestehen würde. Denn siehe, so da ist irgendeine gemeine Hure, so ist sie eine solche oft nur aus doppelter Not geworden, nämlich zuerst aus geistiger (denn da ist bei den Schafen die Wolle wie das Futter) – und dann aber häufig aus natürlicher Leibesnot, der Forderung des Magens wie der Befriedigung des Naturtriebes wegen, zu dessen frühzeitiger Entwicklung und gewissenloser Förderung die arme, verlassene, nun verachtete Hure nur durch solche, dir ähnliche Hofmacher gekommen ist.
In ihrer Schwäche hat sie leichtlich geglaubt den süssen Worten, die da entströmten der Hyänenbrust eines dir ähnlichen süssen Hofmachers, der gewissenlos oft schon einem üppigen zwölfjährigen Mädchen stromweise eine satanische Artigkeit um die andere in ihre sehr empfängliche Brust, giftigen Dolchen gleich, senkte, um die geistig Blutende mit lüsternen, begierdevollen Augen anzusehen und hernach zu lauern gleich einem Tiger auf die nächste Gelegenheit, um der unglücklichen, schwachen Gereizten den ersten Stich des Todes beizubringen, und um hernach sich grossmachen und sagen zu können: „Na, das wird einmal eine werden, da sie schon jetzt alles mit sich machen lässt!“
18. Siehe, da du ihre Natur zu solcher Schandtat verdorben hast – du Hyäne, du Tiger! – wie wagst du in Meinen Augen noch zu sagen. “Mir kann nicht behagen solch weibliche Gemeinheit!?”
19. Daher antworte lieber nicht, damit aus deiner Entschuldigung nicht ein Mühlstein wird, der dir auf den Hals gelegt werden sollte und mit dem du versenkt werden möchtest in den Grund des Meeres!
20. So du aber sagen möchtest: „Mit einer Armen ist mir nicht gedient!“ – da sage Ich aber: Du bist keiner Armen wert! Denn die Armen sind Meine Töchter. Wehe denen, die sie verführen und geringachten! Deren Herz soll stumpf werden wie ein Stein, damit es nimmer gerührt werde von dem sanften Blick einer solchen Armen und ein solcher Frevler weib- und kinderlos bleibe bis ans Ende und sein schnöder Name mit ihm begraben werde!
21. Wer aber da ehelicht eine Arme aus Liebe, der hat Mich zum Schwiegervater und geniesst Meinen Segen! – Und es ist besser, wenn Arme ehelichen als Reiche. Denn die Armen denken in ihrer Not doch an Mich, ihren Vater, und suchen allzeit Hilfe bei Mir, wenn es ihnen recht schlecht geht; während die meisten Reichen Mich kaum dem Namen nach kennen und, wenn es ihnen schlecht geht, verzweifeln und nicht selten zu Selbstmördern werden. – Siehe, daher antworte nicht, damit du nicht verdammt werdest ob deiner törichten Entschuldigung!
22. Und möchtest du sagen: „Üble Erfahrungen haben mich abgeschreckt. Was ich anderweitig gesehen habe, hat mir den ganzen Ehestand verleitet!“ – so sage Ich aber: Verflucht sei der, welcher sich so entschuldigt! Denn der gibt sich doch offenkundig als einen eigenliebigen Verächter der schwachen weiblichen Menschheit an. Und sein Gewissen schreit ihm laut zu: Weil du wohl weisst, wie wenig wert du selber bist und wie ungetreu in aller deiner Lebenssphäre du von jeher dich benommen hast, deshalb ist dir freilich deine Freiheit lieber als ein ärmlicher, aber gesegneter Ehestand, der allein dich zur geistigen Ordnung zu bringen vermöchte!
23. Denn wenn du dächtest, wie es ein redlicher Christenmensch in seinem Herzen denken sollte, so würdest du sagen: „O Herr! Ich bin Dir ein gar grosser Schuldner! Habe Mitleid mit mir über alle Massen schlechtem Selbstliebler! Denn ich habe in meiner Unwissenheit gröblich gesündigt vor Dir und habe mich gross versündigt an allen Deinen schwachen Kindern und bin nun selber schwächer geworden als alle, die ich früher schwach wähnte – und das alles durch meine grenzenlose, eigensinnige Torheit!
24. Daher bitte ich Dich inständigst, dass Du mich wieder möchtest in Deiner unendlichen Liebe gnädig ansehen und mir geben einen redlichen Sinn, damit ich wieder gewahren kann den wahren Menschenwert Deiner Mägde und nicht blind bleibe, wie bis jetzt, wo ich, der bösen Welt gleich, den Wert nur im Reichtum und in der jugendlichen Schönheit und dazu noch in einer unglaublichen Treue und Abhängigkeit suchte, da ich meiner grossen Eigenliebe zufolge ein eifersüchtiger, dummer Esel war!.
25. O Herr, da ich nun meinen grossen Irrtum erkenne, so sei mir armem Sünder gnädig und barmherzig und lass mich wiederfinden, was ich in meinem bösen, verkehrten Herzen gar so oft verachtet habe. Denn da ich nicht einer bin, der sich je hätte vom Geiste ziehen lassen, sondern allezeit vom Fleische, so weiss ich auch, dass ich bis jetzt nur des Fleisches und nicht des Geistes bin. Daher lasse, o Herr, mich auch redlich wieder ein gerechtes Dir wohlgefälliges Fleisch finden, damit ich im selben geläutert werde, um einst nach Deinem heiligen Willen aus demselben im Geiste zu erstehen! – Amen.“
26. Siehe, diese Entschuldigung ist besser als die übrigen, und in ihr allein waltet Leben statt des Todes!
27. Obschon Ich dir durch alles dieses nicht geradezu die Pflicht auferlegen will, dass du ehelichen sollest – sofern du irgend bessere Gründe hast, ledig zu bleiben, und zwar aus reiner Liebe zu Mir, d.h. wenn du deren fähig bist und dich zurückziehen kannst von deiner viel bevisitierten Welt – so will Ich dich dadurch aber doch ernstlich zur wahren Reue und Busse ermahnet haben, dass du endlich einsehen sollest, wie sehr du allezeit unrecht hattest, dass du emsig bemüht warst, alle Schuld von dir hintanzuschieben und andern sie gröblich zuzuschanzen. Denke nur recht fest bei dir, ob das von Mir wohl je in Ewigkeit hätte gebilligt werden mögen?
28. Darum zeigte Ich dir nun das Nötige durch Meinen armen Knecht, der aus sich auch nicht wissen kann, was da recht und schlecht ist (da er selber noch weder recht noch schlecht ist), und der, was er weiss, nur aus Mir weiss durch eine besondere, unverdiente, grosse Gnade der andern wegen, nicht seiner selbst wegen – damit die andern gerichtet würden in ihren Herzen durch ihn und er zuletzt erst durch sie – und damit auch du gerichtet werdest in deinem Fleische, um dadurch dem ewigen Gerichte des Geistes zu entgehen.
29. Denn wer da will in Mein neues Reich aufgenommen werden, der muss zuvor gerichtet werden, damit er sich völlig reinige von allem alten Schlamme seiner angewohnten Narrheiten! – Du aber bist noch durch und durch närrisch und kreuz und quer verwirrt. Daher gab es bei dir auch gar sehr viel zu richten und wird noch überdies so manches zu richten geben, bevor dein Name voll eingetragen wird in das grosse Buch des Lebens. Beherzige daher recht wohl dieses an dich gerichtete Wort! Es ist ein neues Wort des Lebens voll Licht und Wahrheit und ebenso voll Liebe!
30. Willst du leben, so eheliche entweder irgendein Mädchen in rechter Ordnung, und Ich will dich segnen mit Meinem Frieden. Und du bringe dadurch in dir selbst ein kleines Opfer für die vielen Opfer der weiblichen Treue, die du schon eingeschlürft und verschlürft hast! Und habe keine Furcht, betrogen zu werden; sondern fürchte vielmehr, dass du niemand betrügest mit dir selbst! Und habe nicht so sehr deinen Vorteil vor Augen, als vielmehr den Vorteil derjenigen, die du dir antrauen lassen möchtest! Dann wirst du gut fahren – kurz noch zeitlich und dann auch ewig.
31. Denn kannst du wohl denken, dass du nochmals fünfzig Jahre leben wirst? – Oder musst du nicht vielmehr denken, dass jede Sekunde deines irdischen Lebens in Meiner Hand steht und dass Ich jedem das Leben je nach seinem folgsamen Betragen entweder verlängern oder verkürzen kann, da doch nur Ich allein sehe, wann die Frucht reif ist – entweder so oder so!
32. Daher überlege wohl, was da besser ist: Entweder so? – oder aber, ob du dich zu Mir wenden möchtest und aus reiner Liebe zu Mir verzichten möchtest auf alles!? – Siehe, das kannst du auch tun! – Aber dann bedenke wohl, dass Mir mit einem halben Dienste durchaus nicht gedient ist – so du etwa dabei glauben möchtest, dadurch deine Freiheit zu retten.
33. Denn siehe, in deiner vermeinten Freiheit bist du nur ein Sklave deines Fleisches, deiner Begierden und deiner freien Weltlust unter den Menschen, mit denen du gerne tolles Zeug plauderst und hintendrein lachst über deine eigenen Torheiten.
34. Sondern da muss dir all dein Fleisch, müssen alle deine Begierden wie die allerderbsten Sklaven dir tief untertänig werden, und du musst allen deinen tollen Gewohnheiten auf einmal den barsten Abschied geben und dich sodann alsogleich in allem zu Mir wenden! – Höre! – Ich sage alsogleich! Denn von nun an würde dir jede Zögerung himmelhoch angerechnet werden.
35. Nun urteile in deiner Schwachheit selbst, was da leichter und heilsamer wäre! – Ich will dir keinen weiteren Rat geben, was du tun sollst, sondern sage dir nur, dass der Lohn deinem Gehorsam gleich sein wird.
36. Tue also, was du willst! – Mir ist es ganz einerlei, so oder so. – Aber so zu verbleiben, wie du jetzt bist, das rate Ich dir wohl nicht!
37. Siehe, auch du standest den ganzen langen Tag müssig. So gehe denn nun auch du hin in Meinen Weinberg und arbeite die letzte Stunde in demselben so oder so! Und Ich werde dir dereinst geben, was recht sein wird. Amen. – Ich, die Ewige Liebe und Wahrheit Selbst! – Amen.
Nachbemerkung
38. Dieses Nebenwort muss, wie alle übrigen, den „Nebenworten“ beigefügt werden und soll in einer eigens dazu bestimmten Zusammenkunft dem unbenannten Vermeinten vorgelesen werden – dessen er sich nicht etwa schämen, sondern nur sehr freuen soll, wenn er will ein siebenter Jünger werden, was er erfahren wird, so Ich seinen Namen aussprechen werde.
39. Sollte er sich aber darüber, wie er gewöhnlich zu tun pflegt, selbst beschönigen und rechtfertigen wollen, dann soll er auch erfahren, wie ferne er noch Meinem Reiche ist und wie sehr noch untauglich für einen Jünger!
40. Denn dem Ich viel sage, dem will Ich auch vieles geben und habe ihm, so er Meinen Willen tun wird, auch schon dadurch vieles gegeben, dass Ich ihm vieles gesagt habe. – Denn so der Baumeister irgendeinen breiten und weiten Grund legt, da wird er gewiss kein Schneckenhaus darauf erbauen wollen, sondern da muss ja doch dem Grunde das Gebäude entsprechen. Wenn aber schon ein irdischer Baumeister also verständig handelt, um wie viel mehr werde da Ich tun, der Ich doch der mächtigste und allerverständigste Baumeister der Unendlichkeit bin!
41. Darum auch soll sich der Vermeinte nicht schämen, sondern sich gar gewaltig freuen! Denn umsonst gebe Ich solche Gaben nicht! – Es muss aber jeder zuvor vor der Welt offenbar werden und in seiner Demut Meinen Namen verherrlichen, wer da will von Mir dereinst ewig verherrlicht werden.
42. Klein ist das, was Ich von euch verlange; aber unendlich der Lohn dafür! Daher freuet euch alle, dass Ich solches von euch verlange; denn Meines Reiches wird kein Ende sein ewig. – Amen. Das sage Ich, euer aller Vater und Herr! Amen.
Dankgebet des Knechtes
43. Und ich sündiger, wertloser, schlechtester Knecht wage in meiner grossen Unlauterkeit hinzuzusetzen:
44. Ehre, Preis und Dank sei Dir, o allerheiligster, bester Vater, von unseren schwachen, unreinen Herzen dargebracht! – O reinige uns alle mit der heiligen Kraft Deiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit! – damit wir Dir dereinst, o Du bester, heiligster Vater Du, würdiger zu danken und Dich heiliger zu preisen vermöchten, als es bisher in der grossen Nacht unserer Sünden möglich war!
45. O heiligster, bester Vater, habe Dank auch für das herrliche Geschenk dieses neuen, uns gegebenen Bruders in Deinem allerheiligsten Namen! – O Dein heiligster Name werde dafür gepriesen! Ehre sei dir, Vater, und dem Sohne und dem Heiligen Geiste in Dir und aus Dir – in alle Ewigkeit! – Amen.
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