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Indiens Rolle in der entstehenden Weltordnung | Von Jochen Mitschka
Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl. ggf. Quellenhinweisen und Links) finden Sie hier: https://apolut.net/indiens-rolle-in-der-entstehenden-weltordnung-von-jochen-mitschka
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Während sich Europa noch mit der Ukraine-Krise beschäftigt, ist die Kriegs-Karawane bereits auf dem Weg nach Taiwan. So Details wie Sprengung von Staudämmen sind nur noch gut für PR-Aktionen, um vom Offensichtlichen abzulenken. Um den Krieg gegen China vorzubereiten, schweißen die USA derzeit ein immer stärkeres Geflecht von militärischen Vasallenstaaten rund um China in Verteidigungsbündnisse um sicher zu gehen, dass sie zum richtigen Zeitpunkt korrekt agieren. Nach Japan, in dem ein NATO-Bündnisbüro die Verbindung herstellen soll, ist der nächste große Brocken, den sich die USA vorgenommen haben Indien. Indien soll zu einem Quasi-Mitglied, allerdings mit geänderten Bedingungen, der NATO werden. Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die NATO würde endlich „global“ gehen, und die USA könnten große Teile der geplanten Kriegslasten auf ihre „Partner“ verteilen. Es scheint aber, als ob Indien nicht mitspielen will. Lesen wir, was der russlandfreundliche Analyst Andrew Korybko dazu schreibt(1).
Indien und NATO+?
Es sei ein politisches Hirngespinst, sich vorzustellen, dass Indien jemals der "NATO-Plus" beitreten werde, meint er und schreibt, dass sich amerikanische Politiker immer noch schwer tun, Indiens große Strategie zu verstehen, die darauf abziele, sich als informelle Führungsmacht des globalen Südens zu positionieren, um die hart erarbeitete strategische Autonomie im neuen Kalten Krieg zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolge Indien eine pragmatische Politik der prinzipiellen Neutralität gegenüber dem Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland, während es gleichzeitig eine Mehrfachausrichtung zwischen den Hauptakteuren des globalen Systemwechsels vornehme.
Das "House Select Committee on the Chinese Communist Party" der USA habe Ende Mai einen Zehn-Punkte-Aktionsplan zur Unterstützung Taiwans veröffentlicht, der die Empfehlung enthielt, dass "die Vereinigten Staaten die NATO-Plus-Vereinbarung stärken und Indien einbeziehen sollten". Dieser Rahmen, der im Text auch als "NATO+5" bezeichnet wird, umfasse gegenwärtig die bestehenden Mitglieder des antirussischen Blocks, Australien, Israel, Japan, Neuseeland und Südkorea. Abgesehen von Israel überschneide er sich mit dem, was als "AUKUS+" bezeichnet werden könne.
Diese beiden Strukturen, AUKUS+ und NATO+, seien im Wesentlichen ein und dasselbe. Sie sollen als ein einziges, von den USA geführtes Netzwerk zur gemeinsamen Eindämmung der chinesisch-russischen Entente fungieren. Und so sammeln die USA ihre Verbündeten im Vorfeld eines möglichen Krieges mit China, meint Korybko. Sie hofften, aus ihrem Scheitern, die russische Wirtschaft durch Sanktionen zum Einsturz zu bringen und international zu isolieren, zu lernen, um der Volksrepublik im unmittelbaren Vorfeld eines heißen Konflikts um Taiwan oder während eines solchen, mehr indirekten Schaden zufügen zu können als Russland.
Jedoch habe sich Indien stolz dem Druck der USA widersetzt, Russland fallen zu lassen, was Indien davor bewahrt habe, der größte Vasallenstaat des Westens aller Zeiten zu werden. Einige einflussreiche Politiker hätten schließlich erkannt, dass es sinnlos ist, wenn die USA an ihrem kontraproduktiven Ansatz festhalten, wie Ashley J. Tellis in seinem Beitrag für das offizielle Magazin des mächtigen Council on Foreign Affairs Anfang Mai eindrucksvoll dargelegt habe. Tellis habe vorgeschlagen, sich der Realität anzupassen, dass es klare Grenzen dafür gebe, wie weit Amerika Indien drängen kann, und schlug vor, das Land endlich als gleichwertig zu behandeln. Was aber in der US-Politik keine Berücksichtigung gefunden habe.
Dadurch werde bewiesen, so Korybko, dass Amerika an der politischen Fantasie festhalte, Indien als größten Vasallenstaat des Westens zu unterwerfen, obwohl es in den letzten 15 Monaten eine Fülle von Beweisen dafür gebe, dass Delhi sich diesem neokolonialen Status niemals beugen werde. Die Vorstellung, dass Indien an einer NATO-Partnerschaft nach japanischem Vorbild interessiert ist, sei absurd, da dies bedeuten würde, dass das Land seine pragmatische Politik der prinzipiellen Neutralität gegenüber dem Neuen Kalten Krieg aufgeben würde...
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