Meistere deine Irrtümer und falschen Ansichten ❤️ Jesus erläutert Matthäus 9:1-8

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44. Predigt des Herrn… Meistere deine Irrtümer & falschen Ansichten
25. April 1872

Matthäus 9:1-8 – Heilung eines Gichtbrüchigen
Da trat Jesus in das Schiff, fuhr wieder herüber und kam in seine Stadt. Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: “Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!” Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: ,Dieser lästert Gott.` Da aber Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: “Warum denkt ihr so Arges in euren Herzen? Welches ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle? Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe auf Erden, die Sünden zu vergeben (sprach er zu dem Gichtbrüchigen): Stehe auf, heb dein Bett auf und gehe heim!” Und er stand auf und ging heim. Da das Volk das sah, verwunderte es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.

01. Dieses Evangelium gibt wieder mehrere Wunder kund, die Ich wirkte, und erzählt, wie Ich die Einwürfe und Bemerkungen der Pharisäer abfertigte, mit welchen sie Meine Lehr und Handlungsweise stets kritisierten.

02. Schon das erste Wunder an dem Gichtbrüchigen störte sie in ihrem priesterlichen Eifer, weil Ich, ehe das Wunder der Heilung getan wurde, zu dem Kranken sagte: “Deine Sünden sind dir vergeben!” Ich vergab dem Gichtbrüchigen die Sünden seines Glaubens bzw. seiner sicheren Überzeugung wegen, welche er und seine Verwandten und Bekannten hatten, und dann vergab Ich ihm die Sünden, weil er – so wie die meisten Kranken, die sich die Übel selbst zuziehen, weil sie sich gegen ihre Natur versündigen – nun die Folgen davon tragen mußte.

03. Die Pharisäer und Hohenpriester glaubten, nur sie hätten das Recht Sünden zu vergeben; deswegen ihre Aufregung. Allein, Ich wollte ihnen zeigen, daß Ich nicht nur die Sünden vergeben kann – und das im wahrsten Sinn -, sondern daß Ich auch die Macht besitze, die Folgen der Sünden zu heilen, was sie nicht konnten.

04. Der Grund ihres Neides und Hasses war, daß Ich das Volk durch solch schlagende Beispiele von Wundertaten für Mich gewann und es nach und nach von ihnen entfernte.

05. Es war in jener Zeit notwendig, Meine Worte durch solche Taten zu beweisen und zu bekräftigen, weil die Masse des Volkes noch nicht auf jener religiösen Bildungsstufe stand, durch geistige Beweisgründe allein auf den rechten Weg des Heils gelangen zu können. Und so seht ihr in diesem Evangeliumsabschnitt, wie Ich die geistigen Krankheiten und falschen Ansichten Meiner Umgebung zu berichtigen suchte, und wie Ich durch Taten stets das als wahr bewies, was Ich eben gelehrt hatte. Es bestanden in jenen Zeiten unter den Priestern des Judenvolkes sehr viele Vorurteile, welche Ich erst beseitigen mußte, wollte Ich Meine Lehre allgemein machen; denn vor Mir waren alle Menschen gleich, alle hatten durch den in sie gelegten göttlichen Geist Anspruch auf Meine Kindschaft.

06. Ich mußte die falschen geistigen Ansichten durch Meine Worte widerlegen und durch die Tat die körperlichen Krankheiten zum Beweise Meiner Macht vertilgen. Daher seht ihr, wie Ich und Meine Jünger öfters gerade das Gegenteil von dem taten, was die religiösen Zeremonien der Juden vorschrieben, damit das Volk dadurch aufmerksam gemacht werde, daß die Haltung der Tempelgesetze dem Wortlaut nach noch nicht Religion, noch nicht dasjenige sei, was Moses, die Propheten und Ich wollten.

07. So arbeitete Ich daran, alle mißverstandenen Gebräuche auf ihren rechten Wert zurückzuführen, um Meiner rein geistigen Lehre Platz zu machen. Deswegen sprach Ich die Worte: “Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, aber die Kranken”. Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer!” – “Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen!” – und bei dem Einwurfe wegen des Fastens: “Wie können die Hochzeitsleute Leid tragen, solange der Bräutigam unter ihnen ist? Es wird aber eine Zeit kommen, da der Bräutigam ihnen genommen wird, alsdann werden sie fasten!” – “Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Fleck von neuem Tuche!” – “Man faßt nicht Most in alte Schläuche!” usw.

08. Aus all diesem erseht ihr, wie Ich unter verschiedenen Formen, durch Worte und Gleichnisse, die alten Vorurteile bekämpfte, damit Meine Lehre als geistig anerkannt werde, und damit man einsehe, daß sie nicht durch Zeremonien und Tempellauferei zu ersetzen sei und der Spruch zur Wahrheit werde: “Wer Mich anbeten will, der muß Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten!”

09. Auch Meine Jünger erinnerte Ich daran. Ich zeigte ihnen die vielen verirrten Kinder und sagte ihnen, daß die Ernte groß, aber wenig Arbeiter seien. Deswegen ermahnte Ich sie: “Bittet den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in Seine Ernte sende!”

10. Seht, Meine Kinder! Bei der Heilung des Gichtbrüchigen sagte Ich vorher zu ihm: “Deine Sünden sind dir vergeben!” Seine Krankheit rührte von Sünden gegen seinen eigenen Organismus her. Ich vergab ihm die Sünden; denn er wußte nicht, daß er sich dieses Übel durch die Jagd nach sinnlichen Genüssen zugezogen hatte. Ich sagte auch nicht zu ihm: “Gehe hin und sündige nicht mehr!”; denn er war noch weit davon entfernt, diese Sünden zu begreifen und zu bereuen.

11. Seine plötzliche Heilung bloß durch Mein Wort sollte ihn zum tieferen Nachdenken erwecken und ihm beweisen, daß nicht das, was ihm anfangs so viel Vergnügen und später so viel Leiden verursachte, das eigentliche Leben des Menschen ausmacht, sondern daß es noch etwas Höheres, Geistigeres im Menschen gibt, welches ihn in schönere Regionen ziehen will, in denen andere Reize als bloß schnöde Sinnenreize die Hauptsache sind.

12. Mit Meinen Worten wollte Ich diesen kranken Gichtbrüchigen erhöhen und den Stolz der Pharisäer erniedrigen, damit sie ihre Ohnmacht fühlen sollten, da sie nicht imstande waren, ihren Worten solchen Nachdruck zu geben. Worte verhallen, doch die Tat spricht fort! So waren Meine Bemerkungen, welche Ich bei verschiedenen Anlässen machte, dahin gerichtet, den aufgeblasenen, stolzen Menschenverstand in seine Grenzen zu weisen, damit er sich demütig vor der hohen Macht des Geistes beuge.

13. Alles, was Ich in jener Zeit bei dieser Gelegenheit geredet und getan habe, findet jetzt und in allen Zeiten seine Anwendung. Gichtbrüchige, Blinde, Lahme, ja Tote gibt es überall, wohin das Auge sich wenden mag. Überall herrscht mehr Finsternis als Licht, höchstens Dämmerung. Auch jetzt gibt es viele, die geistig lahm oder gelähmt sind ob der falschen Richtung ihrer Seele, und die sich an Dinge vergänglicher Natur hängend, das Geistige gänzlich verachten und hintansetzen. Die Folge dieser geistigen Lähmung ist die verkehrte Ansicht über Geist und Materie. Dies sind die Sünden, die Ich ihnen tagtäglich vergeben muß, wenn der größte Teil der Menschen nicht zugrunde gehen soll.

14. Auch jetzt geschehen Wundertaten in Menge in der Welt; aber die Menschen nehmen sie nicht als solche an. Sie suchen mit dem Verstand alle Naturereignisse und alle politischen Ereignisse auf ganz gewöhnliche Ursachen zurückzuführen und bemerken dabei nicht, wie Ich ihnen selbst aus der Schlinge helfe, wenn sie sich ob ihres Eigensinns in ein Labyrinth von Hypothesen und verhängnisvollen Ereignissen verwickelt haben.

15. Allein, wie Ich einst sagte, daß Ich die Kranken und nicht die Gesunden aufsuche, so geschieht es auch jetzt. Die Kranken, Schwachen, Gichtbrüchigen, Blinden und mit allerlei Übeln behafteten Seelen suche Ich auf und bestrebe Mich, sie zu heilen, indem Ich ihre eigenen Sünden zu ihrer Schule wähle, aus welcher sie womöglich gestärkt und gekräftigt hervorgehen sollen. So manchen heile Ich, weil er festen Glauben hat. Ich bringe ihn in Verhältnisse, die ihm Zeit geben, über seine Lebensbahn und über seine Irrtümer nachzudenken und sie zu berichtigen.

16. Auch euch, die ihr in vielem schon besser erkennt, was Ich eigentlich mit dem Menschen bezwecken will, und wozu Ich ihn auserkoren habe, muß Ich oft die Sünden vergeben, weil ihr euch dessen noch nicht ganz bewußt seid, woher so manche Mißhelligkeiten, die euer Dasein verbittern, kommen. Noch kann Ich zu euch nicht, wie zu der Ehebrecherin, sagen: “Gehe hin, und sündige nicht mehr!” denn nicht alle sind so weit zur Einsicht gekommen, daß sie trotz des besten Willens und der größten Aufopferung nur unnütze Knechte sind.

17. Auch jetzt seufzt so mancher unter dem Druck der Erkenntnis seiner Schwächen. So soll er nur, wie der Kranke im Evangelium, sich Mir nahen mit dem festen Glauben, daß Ich ihn heilen werde, und er wird bald in seinem Innern die Stimme hören, die ihm zuruft: “Deine Sünden oder Irrtümer sind dir vergeben! Nimm dein Bett und gehe heim!” Das will besagen: “Verlaß dich nicht auf andere, nicht auf kommende Ereignisse und bessere Verhältnisse, sondern wirf die Schwachheiten, in deren Bett du bis jetzt gelegen hast, von dir! Nimm deine falschen Ansichten und Irrtümer auf die Schulter, trage sie und gehe festen Fußes deiner Vervollkommnung entgegen! Deine Ansichten und Irrtümer, auf denen du seither wie ein Kranker gelegen bist, sollen dich, da dir jetzt leichter ist, nicht auf dem Weg nach vorwärts hindern, und du wirst sie fortschreitend auch gänzlich loswerden! Nur muß vorher das umgekehrte Verhältnis eintreten. Früher lagst oder ruhtest du auf ihnen, jetzt mußt du sie, wohlbewußt ihrer Bedeutung, selbst auf deine Schultern nehmen, ohne daß sie dir infolge ihrer Schwere lästig werden dürfen.”

18. So sollt auch ihr, die Ich vor vielen bevorzugt und mit Meiner Lehre vertraut gemacht habe, mit der Heilung bei euch selbst anfangen. Ich schicke euch dazu die Verhältnisse, unter welchen eure Seelenstärke erprobt und geübt werden soll; denn auch jetzt muß Ich die Kranken aufsuchen. Ich muß ihnen helfen, damit sie geheilt als gutes Beispiel für andere dienen können.

19. Auch Ich kann auf ein altes Sündenkleid keinen neuen Fleck heften und keinen neuen Most in alte Schläuche bringen. Beide halten das nicht aus. Das Kleid zerreißt, und der Schlauch zerspringt. Es muß also vorerst das alte Kleid oder der alte Schlauch beseitigt, der alte Adam ausgezogen werden, soll der neue an dessen Stelle treten. Es müssen zuvor die Sünden, die Urheber des Übels, vergeben, d.h. ausgemerzt werden, – dann erst kann der frühere Kranke als geheilt rüstig seine Wege weitergehen. Zu alldem muß aber jedes Wort, jede Tat, jedes Ereignis beitragen, um die Arbeiter zu vermehren, die zur Ernte nötig sind.

20. Schon einmal sagte Ich: “Viele sind berufen, doch wenige auserwählt!” Viele Lahme, Blinde und Gichtbrüchige gibt es noch. Sie müssen alle gesunden. Dazu bedarf es tüchtiger Arbeiter in Meinem Weinberge, und diese Arbeiter, sollen sie ihren Dienst erfüllen, müssen selbst jeder Arbeit gewachsen sein. Dies ist nur dann möglich, wenn auch sie durch die Schule der Erkenntnis, die sie andern bringen wollen, gegangen sind.

21. So bildet sich für sie eine Kette von Prüfungen, Leiden und Kämpfen, die als letztes Resultat das Abstreifen des Angewohnten und die Erneuerung mit dem Kleid der göttlichen Wahrheit haben sollen, damit auch sie alle dem Ruf folgen können: “Steh auf, nimm dein Bett und gehe heim!”

22. Ihr alle wart krank, mehr oder minder gichtbrüchig. Ich habe euch die Mittel zur Heilung in Fülle dargereicht. Wenn ihr ganz geheilt sein werdet, werdet ihr die Arbeiter zur Ernte sein, die binnen kurzem in größerem Maßstab als bis jetzt betrieben werden wird.

23. Trachtet daher danach, daß ein jeder von euch seine Pflicht, wie Ich sie von ihm verlangen kann und darf, auf seinem Platz recht erfülle, da es bei euch an Heilmitteln nicht fehlt! Amen.

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