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Wie folge ich Jesus nach & werde sein Jünger? Jesus erklärt…
Auszüge aus dem Grossen Evangelium des Johannes, Band 3, Kapitel 8 – 12; geoffenbart vom Herrn an Jakob Lorber
(…die alte Aussprache wurde sporadisch etwas vereinfacht – Theo)
aus dem 8. Kapitel (Die Bedingungen des Herrn bei der Aufnahme der Jünger)
8,1. Spricht einer von dreissig geretteten jungen Pharisäern: “…da wir vernommen haben, dass du zur Zeit auch Jünger annimmst, so möchten auch wir – wenn nicht für länger möglich, wenigstens auf eine kurze Zeit – deine Jünger sein!“
8,2. Sage Ich (der Herr): „Wäre alles gut; aber seht: Die Vögel haben ihre Nester und die Füchse ihre Löcher; aber Ich habe nicht, dahin Ich Mein Haupt legete! (Matthäus 8,20)
8,3. Derjenige, der Mein Jünger sein oder werden will, der muss eine starke Bürde auf seinen Rücken nehmen und Mir nachfolgen! Irdische Vorteile schauen bei Meinen Jüngern gar keine heraus, im Gegenteil – sie müssen sogar um Meines Namens und um Meiner Liebe willen die schon gehabten irdischen Vorteile und Besitztümer verlassen; nicht nur für eine Zeitlang, sondern für immer. Sogar Weiber und Kinder dürfen sie daran nicht hindern, wollen sie vollends wahre Jünger des Reiches Gottes werden.
8,4. Geld oder sonstige Weltschätze dürfen sie nicht haben, auch nicht zwei Röcke, zur Not nur Schuhe, keine Säcke zum Einstecken noch irgendeinen Stock oder Wanderstab, um sich gegen einen allfälligen Feind zu verteidigen.
8,5. Sie dürfen auf der Erde lediglich das verborgene Geheimnis des Reiches Gottes haben. Könnt ihr euch dazu bequemen, dann könnt ihr Meine Jünger sein!
8,6. Jeder Meiner Jünger muss – gleich Mir – voll Liebe, Sanftmut und Geduld gegenüber Jedem sein. Er muss seinen ärgsten Feind ebenso segnen wie seinen besten Freund, und muss, wenn sich Gelegenheit bietet, dem Gutes tun, der ihm zuvor geschadet hat – und beten für den, der ihn verfolgt.
8,7. Zorn und Rache müssen dem Herzen eines jeden, der Mein Jünger sein will, ferne sein. Über die bitteren Vorkommnisse auf dieser Erde darf er nicht klagen oder sogar anfangen, verärgert darüber zu murren.
8,8. Er muss alles ergötzliche, sinnliche Leben fliehen wie die Pest! Dafür aber soll er alles aufbieten, um sich durch Mein lebendiges Wort im eigenen Herzen einen neuen Geist zu schaffen um in diesem für ewig vollkommen fortzuleben in der Fülle aller geistigen Kraft.
8,9. Überdenkt diese Bedingungen, und sagt Mir, ob ihr damit einverstanden seid, und ob ihr euch dessen völlig unterziehen wollt!“
8,10. Darauf fangen die jungen Pharisäer gewisserart an, sich gewaltig hinter den Ohren zu kratzen, und es weiss keiner, was er Geeignetes darauf sagen sollte. Der gewöhnlich mit dem Julius, dem Hauptmann von Genezareth, verkehrende, aber nun noch bei Mir stehende junge Pharisäer sagt dann nach einer Weile, so halb zum Scherz: „Lieber, guter und unübertrefflichster Meister! Bedenkt man die Erreichung Deiner ausserordentlichen, gottähnlichen Eigenschaften – wenn auch nur von einigen -, so mögen die gestellten Bedingungen ja ganz gut sein; aber nur Wenige werden sich dazu bekennen und bequemen! Sollten dies alle Menschen tun, so würde die Erde bald so aussehen, wie sie gemäss Moses am zweiten oder dritten Schöpfungstage ausgesehen hatte: nämlich öde, wüst und leer! Weisst du, ‘Neubekehrte’ wirst du auf diesem Weg sehr selten zustande bringen! Ein paar, die dem sogenannten beschaulichen Leben absagen und schon gewisserart auf dieser Erde das erreichen wollen, was sie erst jenseits zu erreichen haben, werden sich wohl dazu bequemen; aber alle Menschen!? O Gott, wohin mit der Welt!?
8,12. Ich für mich allein will recht gerne dein Jünger werden, selbst wenn du mir noch schwerere Bedingungen gestellt hättest; aber ob sich alle meine Gefährten dazu bequemen werden, das ist eine ganz andere Frage! Sieh, der Tempel verlangt wahrlich sehr vieles; aber du verlangst gleich alles, – und dazu, Freund, dazu werden sehr wenige bereit sein!“
aus dem 9. Kapitel (Die Vorteile der Selbstverleugnung)
9,1. Sage Ich: „Das macht ja aber auch nichts; Ich zwinge ja niemanden! Wer Mir folgen will, der folge; wer aber nicht will und nicht kann, der bleibe daheim!
9,2. In diesen Tagen leidet das Reich Gottes Gewalt; und wer es nicht mit Gewalt an sich reisst, der wird es auch nicht besitzen.
9,3. Ich meine in Hinsicht auf Meine euch gestellten, allerdings etwas schweren Bedingungen: Wenn du einen alten und schon sehr zerlumpten Rock hast, mit dem es die barste Schande ist, unter die Menschen zu treten, und es kommt ein Mensch zu dir mit einem neuen, guten Rock und spricht zu dir: ‘Freund, zieh deinen alten Rock aus und vernichte ihn, weil er für die weitere Zukunft keinesfalls mehr zu gebrauchen ist, und ich gebe dir hier dafür einen neuen, der für alle Zeiten taugen wird, weil er aus einem Stoffe gewebt ist, dem keine Stürme etwas anhaben können!‘ – wirst du bei einem solchen Angebot wohl ein Narr sein und den alten, morschen Lumpenrock behalten?
9,4. Du und deine Gefährten wissen auch, dass dieses irdische Schul- und Probeleben nur eine äusserst kurze Zeit dauert und dahinter sogleich die endloseste Ewigkeit beginnt. Weisst du wohl, wie und ob du nach dem Leibestode noch irgendein Fortleben haben wirst? – Ich allein aber bin in der Lage, dir – wie jedermann – für dieses kurze und armselige Leben mit der höchsten Bestimmtheit das ewige, vollkommenste Leben eines Engels zu geben.
9,5. Hast du da auch noch Bedenken, Meinen Antrag anzunehmen, zumal Ich der einzige bin, der dir das ewige Leben bereiten und dir als Eigentum geben kann? Wahrlich, Ich verlange nur sehr Geringes – gebe dafür aber überaus vieles!
9,6. Meinst du denn, die Erde würde wüst und leer werden, wenn mit der Zeit – was einstens auch geschehen wird – alle Menschen den Anforderungen Meiner Lehre nachkämen? Oh, du kurzsichtiger Pharisäer!
9,7. Da, siehe diesen Meinen Engel (Raphael)! Er allein hat so viel Macht und Kraft aus Mir, dass er – so Ich es wollte – diese ganze Erde, die grosse Sonne, den Mond und alle die andern dir sichtbaren Sterne, gegen deren Weltgrösse diese ganze Erde kaum ein kleinstes Sandkörnchen zu nennen ist, in einem Augenblick ebensoschnell zunichte machen könnte, als wie er zuvor den Stein zunichte gemacht hat (siehe GEJ2-242). Wenn du aber glaubst, dass die Kultur des Erdbodens nur von den Menschen abhängt, so irrst du dich gewaltig!
9,8. Ich gebe dir ein Stück Feld, werde es aber zuvor mit Meinem Fluch belegen, und du magst dann darauf arbeiten, wie du willst, und es wird dir nicht einmal Dornen und Disteln zum Frasse deiner Würmer tragen! Wohl legt der Sämann das Korn in die gepflügte Erde; aber es müssen bei der Aussaat auch Meine Engel mitarbeiten und den Acker segnen, sonst wird er dir ewig keine Früchte tragen! – Verstehst du das?
9,9. Wenn aber die Hauptbearbeiter des Erdbodens zum Tragen irgendeiner Nährfrucht sowieso Meine Engel sind, dann könnten sie im günstigen Fall auch das Aussäen auf sich nehmen, wie sie dies auch an Stellen dieser Erde tun, die noch kein Menschenfuss betreten hat.
9,10. Da aber die Menschen im alten Fluch leiden und selbst für ihren Leib mit aller Gewalt arbeiten wollen, – nun, so können dann Meine Engel gut und gerne den gleichen alten Feiertag halten!“
aus dem 10. Kapitel (Bedürfnisse und deren Übel)
10,1. (Der Herr:) „Habt ihr nicht vom einstigen Eden der Erde gelesen, wo der erste Mensch erschaffen wurde? Dieses Eden war ein grosser Garten und bestens bestellt mit den erlesensten Früchten der ganzen Erde; und doch hatte ihn zuvor unmöglich irgendeine Menschenhand bearbeiten können! Auch hatten die ersten Menschen keine Häuser und Städte; sie hatten nur äusserst wenige Bedürfnisse, welche leicht zu befriedigen waren, blieben dabei auch gesund, erreichten stets ein sehr hohes Alter und hatten darum sehr viel Zeit, sich mit ihrer inneren Seelenbildung abzugeben und standen fast gleichfort im sichtbaren Verband mit den Mächten der Himmel.
10,2. Kain aber erbaute durch Eingebung des Satans seinem Sohne Hanoch schon eine Stadt gleichen Namens; und er hat dadurch den Grundstein zu allen Übeln der Erde gelegt.
10,3. Ich sage es euch: Der Mensch bedarf zum Leben auf dieser Erde gar nicht viel; aber die Arroganz (Hoffart), die Trägheit, der Hochmut, die Selbstsucht und Herrschlust des Menschen brauchen unbeschreibbar vieles – und sind dennoch nie zu befriedigen!
10,4. Damit sind dann die Sorgen der meisten Menschen genährt, und sie haben in der Folge keine Zeit mehr, sich mit dem abzugeben, womit sie sich eigentlich abgeben sollten und wozu sie von Gott auf diese Welt gesetzt worden sind.
10,5. Von Adam bis Noah führten die Kinder der Berge nie einen Krieg, weil sie nur sehr geringe Bedürfnisse hatten und keiner mehr sein wollte, als was sein Bruder war. Die Eltern behielten ihr Ansehen gegenüber ihren Kindern dadurch stets auf die ansehnlichste Weise, und sie verblieben so als die weisen Führer, Lehrer und Ratgeber ihrer Kinder.
10,6. Doch in der Tiefe, wo die an Herz und Verstand blinden Menschen sich ihre Lehrer, Führer und Ratgeber prächtig zu schmücken begannen, deren Häupter salbten und mit Kronen zierten und ihnen des grösseren Ansehens wegen auch allerlei Macht und Gewalt einräumten, da war es dann aus mit dem Leben unter leichten und kleinen Bedürfnissen!
10,7. Die Pracht hat einen grossen Magen, welcher unmöglich zu sättigen ist. Die Erde konnte auf der zu kleinen Fläche nicht mehr genügend Nahrung aus dem Boden treiben, und die schwer zu sättigenden Prachtmenschen fingen an, sich weiter und weiter auszudehnen, nannten den besetzten Boden sogleich ihr volles Eigentum, sorgten darauf gleich für die Pracht und erweckten dadurch den Neid, die Eifersucht und dadurch auch bald Missgunst, Zank, Hader und Krieg. Der Stärkere bekam am Ende das Recht und wurde Herrscher über die Schwächeren und zwang sie, für ihn zu arbeiten und ihm in allem untertan zu sein. Die Widerspenstigen wurden gezüchtigt und sogar mit dem Tode zum unbedingtesten Gehorsam getrieben!
10,8. Seht, das war alles die Folge der äusseren Kultur der Erde, der Prachtliebe und des daraus hervorgehenden Hochmutes!
10,9. Wenn Ich nun aber in Meinem Geist aus den Himmeln komme, euch wieder auf den glücklichen Urzustand der ersten Menschen zurückführen will und euch die lange gänzlich verlorenen Wege ins Gottesreich zeige – wie könnt ihr da sagen, dass die von Mir gestellten Bedingungen, um Meine Jünger zu werden, zu hart und fürs Allgemeine nahezu unausführbar seien!
10,10. Ich sage es euch: Das Joch, das Ich auf eure Nacken lege, ist sanft, und die Bürde, die Ich euch zu tragen biete, ist federleicht gegen das, was ihr nun Tag für Tag tragt.
10,11. Wie weit hinaus in alle Welt sind eure Sorgen gerichtet! Tag und Nacht habt ihr keine Ruhe und keine Rast; und das allein nur wegen der Welt, und dass ihr ja nicht irgend eingeschränkt würdet in eurer eingebildeten Pracht und in eurem Wohlleben, und dies auf Kosten des oft blutigen Schweisses eurer schwachen Brüder und Schwestern!
10,12. Wie soll bei solch einem Sorgen die Seele noch irgend Zeit finden, für die Erweckung des Geistes Gottes in ihr auch noch etwas zu tun!?
10,13. Ja, eure Seelen und die Seelen von Millionen wissen nicht einmal mehr, dass sie Träger des Geistes Gottes sind. Ganz zu schweigen davon, dass sie bei ihren ins Endlose gehenden Weltsorgen zur Befreiung und Selbständigkeit desselben irgend etwas Erspriessliches tun könnten und möchten. Die arme und schwache Menschheit wird von euch zu sehr für eure Pracht- und Wohllebensliebe zu blutiger und rastloser Knechtsarbeit angetrieben und kann somit auch nicht für die Frei- und Selbständigwerdung ihres Geistes irgend etwas tun! Und so seid ihr samt euren Untertanen tot und seid wahrhaft Kinder des Satans und mögt Mein Wort nicht vernehmen, das euch ernstlich und wahr führt zum Leben, sondern ihr verteidigt euer Wort, aus dem für euch und für alle eure Untergebenen notwendigerweise der ewige Tod erfolgen muss!“
aus dem 11. Kapitel (Über den Grund der Sündflut)
11,1. (Der Herr:) „Man klagt noch Gott an und sagt: ‚Wie konnte Gott eine alles Leben erstickende Sündflut über den Erdboden kommen lassen und wie die Sodomiter und Gomorrhiten vernichten!?‘ Oh, nichts leichter als das! Denn wozu belebte und gezierte Fleischklumpen auf dem Boden einer Erde noch länger herumwühlen lassen, deren Seelen sich so weit von der alten Ordnung Gottes entfernt haben, dass in ihnen aber auch die letzte Spur sogar des Bewusstseins ihrer selbst vor lauter Sorge ums Fleisch entflohen ist!?
11,2. Kann es noch eine dickere Inkarnation (Verstofflichung) der Menschenseele geben als eine, in der die Seele nicht nur von dem göttlichen Geiste in ihr jeder Ahnung bar geworden ist, sondern sich am Ende selbst auch derart verliert, dass sie ihr eigenes Dasein im vollsten Ernste zu leugnen anfängt und nicht mehr zu der Überzeugung zu bringen ist, dass sie ist!?
11,3. Ja, wenn bei der Menschheit der Welt einmal der Zustand eintritt, da hat dann der Mensch auch vollends aufgehört, ein Mensch zu sein; er ist dann nur mehr ein instinktartig vernünftiges Tier und ist vorderhand für jede weitere Bildung der Seele und des Geistes total unfähig. Darum muss solch ein Fleisch getötet werden und verfaulen samt der zu intensiv inkarnierten (sehr verstofflichten) Seele, auf dass vielleicht nach vielen Jahrtausenden eine aller Inkarnation ledig gewordene Seele wieder den Weg ihrer Selbstbildung und Selbständigwerdung, entweder noch auf dieser Erde oder auf einer andern, betreten kann.
11,4. Dass es aber nun schon wieder gar häufig Menschen gibt, die von ihrer eigenen Seele vor lauter grossen Sorgen um der Welt und ihres Fleisches willen nichts mehr wissen, das könnt ihr zum Teil an euch selbst, zum Teil an den Sadduzäern und zum grössten Teile an allen Menschen ersehen; denn da weiss keiner mehr Bescheid zu geben, wer und was die Seele ist! Man spricht sie wohl aus und sagt: ‚Bei meiner Seele‘, und ‚in meiner Seele‘; fragt man aber dann jemanden und sagt: ‚Freund, wer und was ist denn etwa doch die Seele?‘, da steht dann der Befragte sofort gleich einem Ochsen am Berge und weiss nicht, wo aus und wo ein!
11,5. Wenn aber einmal eine Seele sich selbst nicht mehr kennt und am Ende sogar ganz vergisst, dass, was und wie sie ist, dann hört sich alles auf! Und Gott bleibt da nichts übrig, als das alte Menschenleiber-Vertilgungsmanöver von neuem über den Erdboden ergehen zu lassen, bald in grösserem und bald in kleinerem Masse, je nach dem Sachverhalte der Menschen, inwieweit diese von ihrem Geiste und ihrer Seele noch etwas oder gar nichts mehr wissen.
11,6. Solch reine Welt- und Fleischmenschen werden zwar der Aussenform nach oft sehr schön und üppig, besonders das weibliche Geschlecht; der leicht zu fassende Grund liegt in der stets grösseren Einigung der Seele mit ihrem Fleisch. Aber solche Menschen werden dadurch auch schwach und für alle argen physischen Eindrücke sehr empfänglich. Solche Leiber werden leicht krank, und ein leisester pesthaltiger Hauch bringt ihnen den unvermeidlichen Tod, während Menschen, die eine freie Seele und in ihr einen freien Geist haben, alle Gifte der Erde über sich kommen lassen können, und es wird ihnen auch nicht im geringsten zu schaden imstande sein; denn eine freie Seele und der freieste Geist in ihr haben Kraft und Mittel in Überfülle, jedem ohnmächtigen Feinde auf das wirksamste zu begegnen, während eine von ihrem verfluchten Fleisch an allen Lebensorten und Enden dickst geknebelte Seele einem eng gefesselten Riesen gleicht, der sich am Ende nicht einmal gegen eine ihn belästigende Fliege zur Wehr stellen kann und es sich gefallen lassen muss, wenn ihm ein ohnmächtiger Zwerg mit einem Messer schön langsam, aber dafür desto schmerzlicher den Kopf vom Rumpfe trennt.“
12. Kapitel (Missionswinke)
12,1. (Der Herr:) „Merkt euch das! So ihr in einen Ort kommt, wo es sehr schön gestaltete und herausgeputzte Menschen beiderlei Geschlechts gibt, da zieht unverzüglich weiter; denn da ist fürs Gottesreich kein Geschäft zu machen, weil mindestens das halbe Sodom und Gomorrha schon fertig ist! Von solch einem Orte ist auch das Strafgericht Gottes nicht mehr fern; denn solch verfleischte Seelen, die zum grössten Teile von ihrem höchst eigenen Dasein nahezu alles Bewusstsein in das Grab ihres Fleisches gelegt haben, sind zu sehr geknebelt. Und wird ihr schönes Fleisch von den bösen, rohen und noch höchst ungebildeten Naturgeistern der Luft nur ganz leise beschlichen, so können sich solch geknebelte Seelen zu keiner Wehr stellen und erliegen dann rasch samt ihrem Fleische, das, weil zu sehr seelendurchmengt, viel empfänglicher und empfindlicher ist als das Fleisch des Leibes einer freien Seele.
12,2. Gehet hin und ergreifet eine so recht zarte Stadtdame recht fest am Arm oder an einem sonstigen Leibesteile, und sie wird schreien vor Schmerz; geht hingegen aufs Land zu einem arbeitenden Landmanne, der nebst seiner Arbeit auch noch für seine und seiner Kinder Seelen gerecht sorgt, da könnt ihr die Hände des Landmannes und seiner Kinder so fest als ihr wollt ergreifen und schütteln, und sie werden kein zu grosses Schmerz- und Angstgeschrei erheben!
12,3. Ihr meint wohl, dass diese Unempfindlichkeit von der schweren Arbeit und von der dadurch bewirkten Abhärtung herrührt?! O nein, sage Ich euch; die grössere Unempfindlichkeit ist nur eine Folge der aus ihrem Fleische durch allerlei Selbstverleugnung freier gewordenen Seele, wodurch dann auch die rechte Abhärtung des Fleisches zustande gebracht wird.
12,4. Wo aber alle Sorge der “Zartmachung” des Fleisches gilt und sogar eigene Schulen bestehen, in denen der Leib durch allerlei Gymnastik möglichst ebenmässig und zu guter letzt durch allerlei Salben und Öle so zart als möglich gemacht wird, da gibt es keine freie und starke Seele mehr; und kommt dann nur ein leiser Gifthauch über solche ekelhaft schwachen Leiber, so hält dann leicht der Tod sein reichstes Erntefest.
12,5. Dann wird wieder gejammert und geklagt, und ein halbgläubiger Mensch nach dem andern macht seinen Mund auf und sagt: ‚Aber was kann Gott da bloss für ein Vergnügen haben, wenn Er die Menschen in einem fort mit allerlei Plagen heimsucht?!‘ Da schaue entweder gar kein Gott heraus, oder Gott sei zu erhaben und kümmere Sich nimmer um das Gewürm einer Erde, oder Gott sei opferhungrig und weihrauchlüstern geworden, man müsse Ihn wieder besänftigen durch reiche Opfer, magische Sprüche und durch Weihrauch! Oder Gott sei erzürnt worden und räche Sich nun an der harmlosen schwachen Menschheit; man müsse in Sack und Asche Busse tun und zum wenigsten zwölf Sündenböcke in den Jordan schmeissen!
12,6. Aber niemand denkt daran, dass all das Leiden, alle Krankheiten, Kriege, Teuerung, Hunger und Pest lediglich daher rühren, weil die Menschen anstatt für ihre Seele und ihren Geist getreu der Ordnung Gottes alles zu tun, nur alles für ihren Leib tun!
12,7. Man predigt wohl toten Seelen die Furcht vor Gott, an den aber der seelentote Prediger selbst schon lange nicht mehr glaubt, sondern nur an das, was er fürs Predigen bekommt, und zu welcher Ehre und zu welchem Ansehen ihn ein gut studiertes Predigertalent bringen könnte. Und so führt ein Blinder den andern, und so will ein Toter den andern Toten lebendig machen. Der erste predigt für seinen Leib, und der andere horcht auf die Predigt seines Leibes wegen. Was für ein Vorteil aber lässt sich da wohl für irgendeine im höchsten Grade kranke Seele denken und bewirken?
12,8. Ich bin ein Heiland; wie, fragen sich die toten und daher stockblinden Menschen, ist Mir solches bloss möglich? Und Ich sage es euch, dass Ich keines Menschen Fleisch heile, sondern wo irgendeine Seele noch nicht zu mächtig mit ihrem Fleisch vermengt ist, mache Ich nur die Seele frei und erwecke, insoweit es sich tun lässt, den in der Seele begrabenen Geist. Dieser stärkt dann sogleich die Seele, die frei wird, und es ist ihr dann ein leichtes, alle Gebrechen des Fleisches in einem Moment in die normale Ordnung zu setzen.
12,9. Das nennt man dann eine Wunderheilung, während das doch die allerordentlichste und natürlichste Heilung des Fleisches von der Welt ist! Was jemand hat, das kann er auch geben; was er aber nicht hat, das kann er auch nicht geben!
12,10. Wer eine lebendige Seele nach der Ordnung Gottes hat und einen freien Geist in ihr, der kann auch die Seele seines Bruders frei machen, wenn sie noch nicht zu sehr inkarniert (verfleischlicht) ist, und diese hilft dann gar leicht ihrem kranken Fleischleibe. So aber der Seelenarzt selbst eine überaus kranke Seele hat, die viel mehr tot als lebendig ist, wie sollte der hernach einer zweiten Seele geben, was ihm selbst völlig mangelt?! Darum überdenkt es euch!
12,11. Die Bedingungen, einer Meiner Jünger zu werden, habe Ich euch nun gezeigt – sowie die Übel der Welt bis auf ihren wahrsten und tiefsten Grund. Tut nun, was ihr wollt! Ich nehme euch weder als Meine Jünger auf, noch verwehre Ich euch, solche zu werden. Wollt ihr aber schon Meine Jünger werden, so müsst ihr vor allem eure Seelen frei und stark machen, sonst würde euch die Jüngerschaft Meiner Lehre nichts nützen!“
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