SIEBENTER TAG: Zweite Frucht der Andacht zum Herzen Jesu: das Herz

Liebe, Friede und Freude im

Herzen Jesu

30 Betrachtungen über die fruchtbringendste Art

der Andacht zum göttlichen Herzen

aus den

Schriften der heiligen Gertrud

Von

P. Andreas Prevot,

aus der Gesellschaft der Priester des Herzens Jesu

Deutsch von Leonz Niderberger,

Komptur des Päpstl. Ordens vom hl. Gregor d. Gr.

und Inhaber des Kreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice“

13.-15. Auflage

Die kirchliche Druckerlaubnis wird hiermit erteilt.

Limburg (Lahn), den 16. Juli 1927.

Göbel, Generalvikar.

SIEBENTER TAG

Zweite Frucht der Andacht zum Herzen Jesu: das Herz

Jesu leistet für uns-Ersatz und Genugtuung.

Wir haben oben gesehen, wie Jesus der hl. Gertrud sein Herz schenkte, um all ihre Nachlässigkeiten zu ersetzen und ihre Werke vollkommen zu machen. Als Gertrud eines Tages mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit in ihrem Herzen den ausgezeichneten Dienst bedachte, den ihr das Herz Jesu 47

erwies, indem es in dieser Weise für sie genügtet, fragte sie den Herrn, bis wann er ihr diese Gnade weiter erweisen werde. „So lange“, antwortete ihr Jesus, „als du dieselbe zu bewahren wünschest; niemals sollst du ihre Entziehung zu beweinen haben.“ Beim Anblick so großer Güte fühlte sich die Heilige mehr und mehr durchdrungen von Bewunderung und Dank, und sie versenkte sich in einen Abgrund tiefster Demut; aber der Herr folgte ihr liebreich nach, und es schien ihr, als eröffne er in seinem Herzen einen ganz goldenen Kanal, der bis zu der so gedemütigten Seele hemiederging, und durch den er ihr eine Fülle seiner Gnade zukommen ließ. In dem Maße, wie sie sich so über ihre Fehler demütigte, tilgte der Herr dieselben durch die Gnaden, die seinem heiligsten Herzen entflossen, gänzlich aus, und er teilte ihr an deren Stelle seine göttlichen Tugenden mit, damit sie ganz rein und fleckenlos erscheine, wie er.

Das liebreiche Herz des Erlösers wollte nicht nur diejenigen Einbußen ersetzen, die sie durch ihre Fehler erlitt, sondern auch die, welche von ihren Beschäftigungen und von den Zerstreuungen herkamen, die mit ihren täglichen Arbeiten verbunden waren. An einem Freitag, als es gegen Abend ging, warf Gertrud ihren Blick auf das Kruzifix und sprach zum Herrn mit einem von Zerknirschung durchdrungenen Herzen: „Süßester und liebreichster Schöpfer, wie viele Qualen hast du heute zu meinem Heil gelitten, und wie undankbar bin ich, diesen Tag in fremdartigen Beschäftigungen hingebracht zu haben, ohne mich zu erinnern, was du zu jeder Stunde für mich gelitten hast, du, der du das Leben bist, und aus Liebe zu meiner Liebe gestorben bist “ Der Herr antwortete ihr von seinem Kreuz herab: „Was du hierin vernachlässigt hast, habe ich für dich ersetzt; zu jeder Stunde dieses Tages habe ich in meinem Herzen erwogen, was du in dem deinigen hättest erwägen sollen, und auf 48

diese Weise hat es sich so sehr mit Gnaden für dich gefüllt, dass es damit gleichsam überhäuft ist, und dass ich mit großer Ungeduld den Augenblick erwartet habe, wo du dies Gebet an mich richten würdest; denn sonst könnte nichts von dem, was ich für dich gesammelt habe, dir zu gute kommen, aber vermittelst dieses Gebets kannst du es dir vor Gott, meinem Vater, als dir zugehörend, für dich in Empfang nehmen. “ (ÜI. 41.)

O Liebe, o Freigebigkeit des Heizens Jesu, wie sehr verdienst du den Lobpreis aller Herzen!